Eine intensive Vorbereitungsphase liegt hinter den angehenden Pflegefachkräften des Abschlussjahrgangs der Berufsfachschule für Pflege Weissenau. In den letzten Wochen hatten sie sie sich in Kleingruppen mit selbstgewählten Themen zur Zukunft der Pflege befasst und verschiedene Maßnahmen dazu erarbeitet. Darunter auch Umfragen und selbstgedrehte Videos. „Das Projekt Zukunftswerkstatt sieht vor, dass Auszubildende eigene Ideen entwickeln und zu Neuem inspirieren. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt“, erklärt Pflegepädagogin Eva Schreiter. Erstmalig wurden die Ergebnisse der Weissenauer Zukunftswerkstatt nun einem größeren Publikum aus Lehrkräften, pflegerischen Abteilungsleitungen und Praxisanleitenden präsentiert. „Es wäre schön, wenn der ein oder andere innovative Gedanke im Unternehmen weitergetragen und aufgegriffen wird“, hofft Jolanda Weinmann, Praxiskoordinatorin und Lehrerin an der Berufsfachschule.
„Eine Dienstplan-App wäre eine Investition, die die Stimmung unter den Pflegenden, aber auch die Pflegequalität verbessern könnte“, erläuterte ein Teilnehmer der ersten Arbeitsgruppe. Eine 4-Tage-Woche steigere außerdem die Motivation und mentale Gesundheit von Mitarbeitenden. Gegen das verkürzte Arbeitszeitmodell sprechen jedoch eine erhöhte Arbeitsverdichtung und längere Arbeitszeiten. Auch die Einführung einer standortübergreifenden Fußballliga könne eine bessere Teamdynamik und mehr Austausch untereinander bewirken. „Beschäftigte identifizieren sich mehr mit ihrem Unternehmen und tragen diese Einstellung weiter.“ Wenn Mitarbeitende neue Mitarbeitende werben und eine Geldprämie erhielten, können zudem motivierte Fachkräfte gewonnen und bisherige gehalten werden, zeigten sich die drei jungen Referenten überzeugt.
Mehr Anerkennung und Wertschätzung
Mehr finanzielle Anreize für Pflegefachkräfte schaffen, das forderte auch die nächste Gruppe. So sei zum Beispiel eine Willkommensprämie im fünfstelligen Bereich ein Anreiz für Fachkräfte, nach der Probezeit im Unternehmen zu bleiben. Auch halbjährliche Anerkennungsgespräche und mehr Wunscheinsätze während der Ausbildungszeit würden sich positiv auf die Arbeitseinstellung auswirken. In der Wiedereinführung des Zivil- und Wehrdienstes sah die dritte Arbeitsgruppe eine Chance, jungen Menschen Einblick in soziale Berufssparten und damit auch in die Pflege geben zu können. „Eine sogenannte Pflegekarte, die ermäßigte Preise auf verschiedene Sparten gewährt und die man privat nutzen kann, macht den Beruf attraktiver“, betonte ein Auszubildender, der diese Innovation vorstellte. Mit der Karte erhielten Pflegefachkräfte beispielsweise 27 Prozent Nachlass bei Drogerieeinkäufen und 30 Prozent beim Kauf von Arbeitskleidung und -schuhen. Wie ließe sich zudem noch besser für den Pflegeberuf werben, fragte eine Referentin. Ihr Vorschlag: Humorvolle Videos auf Social Media zeigen und mit Pflege-Influencer:innen kooperieren.
Auch Technologien wie Pflege-Roboter und der Einsatz von Drohnen kamen zur Sprache: „Roboter, die nicht-pflegerische Aufgaben übernehmen, entlasten Pflegekräfte, die dann wiederum mehr Zeit in den direkten Patientenkontakt investieren können.“ Drohnen seien eine Option, das Pflegepersonal beispielsweise bei der Medikamentenlieferung und Materiallogistik zu unterstützen. Mit kostenlosem Essen und vom Arbeitgeber bezahlten Weiterbildungen, so die Idee zweier Nachwuchskräfte, können auch künftige Fachkräfte wieder mit Spaß und Motivation ihre Tätigkeit ausüben. Das Jahresnettogehalt an das von Ländern wie Luxemburg anzugleichen, mache den Beruf zudem noch attraktiver. „Ein fairer Lohn signalisiert, dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird.“ Wie Inhalte und Wissen noch besser an neue Mitarbeitende herangetragen werden können, damit beschäftigte sich die letzte Gruppe. So könne beispielsweise eine Pflege-App theoretischen Input während den pflegerischen Tätigkeiten geben, während ein Mentoring-Programm persönlichen Austausch und praktische Wissensvermittlung ermöglicht.
Die Vorträge der künftigen Pflegefachkräfte stießen auf großes Interesse bei den Anwesenden. Viele nutzten die Möglichkeit, Impulse aufzugreifen und interessierte, aber auch kritische Nachfragen zu stellen. Auch die Frage, wie die vorgestellten Methoden umgesetzt werden können, war Teil der Diskussionsrunde.